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Die mendelschen Regeln
Die Vererbungslehre nach Mendel ist Grundlage und Basiswissen eines jeden Züchters, unabhängig davon, ob man Pflanzen oder Tiere züchtet. 1. Uniformitätsregel Wenn man reinerbige (homozygote) Individuen (Parentalgeneration P) kreuzt, die sich in einem Allelepaar unterscheiden, dann sind alle Nachkommen der nächsten Generation untereinander gleich, also uniform. Die Folgegeneration bezeichnet man als Filialgeneration F 1.
2. Spaltungsregel Kreuzt man die mischerbigen (heterozygote) Individuen aus der F 1 Generation, wird der rezessive Phänotyp in der F 2 Generation wieder auftreten. Aber auch die Phänotypen der Parentalgeneration wird wieder auftreten. Sie spalten sich nach einem festgelegten Zahlenverhältnis auf:
3. Unabhängigkeitsregel Kreuzt man zwei reinerbige (homozygote) Individuen, die sich in zwei oder mehr Allelepaaren unterscheiden, ist die F1 Generation immer uniform (s. Regel 1). Werden die Nachkommen der F1 Generation untereinander gekreuzt, kann es zu Neukombinationen kommen:
Was ist Genetik? Die Genetik beschäftigt sich mit der Vererbung der Eigenschaften von den Eltern auf die Nachkommen. Alle Lebewesen bestehen aus Zellen, in deren Kern der genetische Code, also die Erbinformation getragen wird. Die Träger der Erbinformation nennt man Chromosomen. Was sind Chromosomen? Chromosomen sind mikroskopisch kleine, fadenartige Strukturen im Kern aller Zellen. Sichtbar werden sie jedoch nur bei Zellteilung. Chromosomen enthalten alle Informationen, die die Zelle für ihre Entwicklung braucht. Die meisten Lebewesen, so auch Meerschweinchen, haben diploide Chromosomensätze. Das heisst, dass ein Chromosomensatz immer aus zwei Chromosomen besteht. Wie viele Chromosomen besitzt ein Meerschweinchen ? Die Zellen der Meerschweinchen enthalten 64 Chromosomen; sie bilden 32 Chromosomenpaare, und zwei besondere Chromosomen bestimmen das Geschlecht. Was passiert, wenn ein Lebewesen zuviele oder zuwenig Chromosomen hat? Das führt zwangsläufig zu Veränderungen im Phänotyp und/oder im Genotyp. Was ist ein Gen? Ein Gen ist ein Abschnitt eines Chromosoms; manche Gene bestimmen allein über eine Eigenschaft wie zum Beispiel die Fellfarbe. Jedes Gen enthält den Bauplan für ein Protein. Proteine sind Zellbausteine. Sie bestimmen, wie die Zelle funktioniert, und legen damit die Eigenschaften der Individuen fest. Was ist DNA? DNA (Desoxyribonukleinsäure) enthält die ganze genetische Information, die von der Parentalgeneration zur nächsten weitergegeben wird und ist die Verbindung, aus der die Gene und Chromosomen bestehen. Was ist ein dominantes Gen? Die meisten Eigenschaften werden von zwei Genen bestimmt. die in der Erbinformation der Eltern festgelegt sind. Sind beide Gene genau gleich, werden die Nachkommen die gleichen Eigenschaften, z. B. die Fellfarbe beider Eltern haben. Aber oft unterscheiden sie sich, weil z. B. die Mutter schwarzes und der Vater rotes Fell hat. Dann werden die Nachkommen der ersten Generation schwarzes Fell haben, weil das Gen für die schwarze Farbe dominant gegenüber rot ist. Dennoch wird bei den Nachkommen der ersten Generation rot rezessiv (nicht dominant, aber vererbbar). Gencodes werden in Buchstaben und Buchstabenkombinationen geschrieben. Die Buchstaben für dominante Gene werden immer groß geschrieben. Was ist ein rezessives Gen? Das sind die Gene, die zwar schwächer sind als die dominanten Gene, aber dennoch weiter vererbt werden. Wird nun dieses Gen durch eine entsprechende Verpaarung wieder verdoppelt, so wird es bei der daraus Folgenden Generation im Phänotyp wieder zum Vorschein kommen. Die Buchstaben für rezessive Gene werden in den Gencodes immer klein geschrieben. Was sind Allele? Gene werden jeweils in zwei Allele aufgeteilt, welche die Art und Weise, wie ein Gen ein Merkmal ausprägt, beschreiben. Sind beide Allele identisch, so spricht man von homozygot (reinerbig). Sind die Allele jedoch unterschiedlich, spricht man von heterozygot (mischerbig). Wann wird das Geschlecht festgelegt? Das Geschlecht wird direkt bei der Befruchtung festgelegt. Alle Eizellen tragen ein X-Chromosom. Die Samenzellen haben entweder ein X- oder einem Y-Chromosom. Wird eine Eizelle mit einer Samenzelle die ein Y Chromosom trägt befruchtet, ergibt sich eine Kombination XY. Damit ist das männliche Geschlecht festgelegt. Ist die Samenzelle jedoch Träger eines X Chromosom, ergibt sich die Kombination XX. Damit ist das weibliche Geschlecht festgelegt. Was kann man an Stammbäumen ablesen? In den Stammbäumen kann man an den Beschreibungen der Vorfahren und deren Gencodes (sofern angegeben) erkennen, welche Erbinformationen in dem Meerschweinchen stecken, das man zur Zucht einsetzen möchte. Für Meerschweinchen-Liebhaber sind diese Informatinen unerheblich. Was versteht man unter Mutation? Das ist eine plötzliche Veränderung im Erbmaterial (der DNA) einer Zelle. Mutationen verändern die Erbanweisungen in den Genen und Chromosomen. Mutationen die in den Zellen, aus denen Ei- und Samenzellen hervorgehen entstehen, werden an die Nachkommen weitergegeben. Mutationen sind letztlich auch für die Entstehung vieler neuer Rassen und Farbvariationen verantwortlich. Was ist eine Genmutation? Das ist eine kleine Veränderung in der DNA, die nur ein Gen betrifft. Dies kann dann Ursache für bestimmte Erkrankungen sein. Was ist eine Chromosomenmutation? Die DNA einer Zelle ist so stark verändert, dass man die Veränderungen an einem Teil oder am ganzen Chromosom erkennt. Was versteht man unter dem intermediären Erbgang? Beim intermediären Erbgang kommt es zu einer Mekrmalsausprägung, die von zwei unterschiedlichen Allelen beeinflusst wird. Ein Beispiel hierfür ist die Farbe creme bei Meerschweinchen. Es handelt sich um eine Mischfarbe, die dadurch also niemals reinerbig gezüchtet werden kann. Was ist der Genotyp? Das ist der gesamte Erbanlagenbestand eines Lebewesens. Was ist der Phänotyp? Das ist das äussere Erscheinungsbild eines Lebewesens. |
Farbgenetik
Beim Meerschweinchen sind für die Vererbung der Fellfarben bislang 7 verschiedene Gene bekannt, die in verschiedenen Variationen auftreten. Für Fellfarben und Fellstrukturen gibt es Fachausdrücke, die jeweils ein Buchstabenkürzel haben. Dominante Faktoren werden mit einem Großbuchstaben gekennzeichnet, rezessive mit einem Kleinbuchstaben.
Für die Fellfarben gibt es eine Grundformel: AA BB CC EE PP rnrn SS. Das ist die Farbe Goldagouti.
A = Agoutifaktor
Allele in Dominanzreihenfolge: A - ar/at -a
A: Trägt ein Meerschweinchen den A Faktor, so ist auf allen Farben der Schwarz- und Schokoreihe ein Ticking oder Tipping (Agouti oder Argente) zu sehen. Trägt z. B. ein rotes Tier den A- Faktor, so bleibt dieses im Phänotyp rot.
Argentes sind Tiere in Sonderfarben die ein nicht vollständig ausgeprägtes Ticking zeigen, welches man in diesem Fall Tipping nennt. In Einzelfällen kann aber auch bei diesen Farbschlägen ein vollständiges Ticking vorhanden sein. Eine Ausnahme bildet das Salmagouti, diese Tiere müssen Ticking zeigen.
ar: Solidagoutifaktor - Solidagoutis haben ein feineres Ticking als "normale" Agoutis und erscheinen dadurch dunkler und sie besitzen keinen Bauchstreifen. Allel ar ist unvollständig dominant gegenüber at.
at: Lohfaktor - alle Lohzeichnungen wie Tan, Otter, Lux und Fox. Trägt ein Tier ar/at wird es im Phänotyp beide Faktoren zeigen.
a: Nonagouti - kein Tipping, Ticking oder Lohzeichnung. Aus Goldagouti wird Schwarz. Da a der rezessivste Faktor der Agoutifaktoren ist, kann also ein schwarzes Tier niemals Agouti tragen und vererben. Bei Tieren der Rotreihe verhält sich das anders, denn hier bleiben die Faktoren versteckt.
AA: reinerbiges Agouti
Aat: Agouti, Trägereigenschaft Loh-Faktor
Aar: Agouti, Trägereigenschaft Solidagouti.
atat: Loh, reinerbig auf dem Lohfaktor.
ata: Loh spalterbig
arar: Solidagouti, reinerbig
ara: Solidagouti spalterbig
atar: Solid-Loh-Schwebe
aa: Nonagouti
B = Brownfaktor
Allele in Dominanzreihenfolge B - b
Schoko ist keine Verdünnungsfarbe im eigentlichen Sinne, da die Aufhellung des Felles und Umfärbung von Schwarz nach Schokolade nicht auf dem C Lokus liegt, sondern durch die Anwesenheit von bb verursacht wird. Der Faktor bb verändert die schwarzen Farbpigmente zu Braun. So nimmt Schokolade in der schwarzen Farbreihe eine Sonderstellung ein.
BB: Schwarz
Bb: Schwarz, trägt Schoko
bb: Schoko
Auch hier werden durch die Anwesenheit von bb die Pigmente unterdrückt und es entsteht eine "Glut" in den Augen, sog. fire eyes (Feueraugen). Geneteisch gesehen sind diese Augen aber dark eyes (dunkle Augen).
Durch bb wird aus Rot : Gold, Buff, Safran, Creme und Weiß. Lt. Standard sollten diese Tiere kein Pigment zeigen, Ausnahmen sind Farbkombinationen wie z. B. Schwarz - Creme - Weiss. In diesem Fall geht es nicht anders.
Sind Tiere dieses Farbschlages BB oder Bb, zeigen sie eine zu starke Pigmentierung.
Dieser Faktor entscheidet über die Intensität der Farben und ob eine Farbe Vollfarbe oder Verdünnungsfarbe ist. Die eigentliche Farbverdünnung (z. B. schwarz > lilac oder rot > buff) liegt immer auf C.
Allele in Dominanzreihenfolge: C - cd- cr - ca
CC: Vollfarbe (Rot, Schwarz, Schoko, Gold, Goldagouti, black Tan)
cd: Geringe Verdünnung, vor allem bei den Farben der Rotreihe. Bei den Farben der Schwarzreihe wenig bis keine Aufhellung sichtbar.
cr: Starke Verdünnung mit großem Einfluss auf die Farben.
ca: Stärkste Aufhellung der C- Reihe, Himalaya Faktor
c: Albinofaktor
E = Extensionsfaktor
Allele in Dominanzreihenfolge: E - ep - e
Dieser Faktor entscheidet über die Ausdehnung von schwarzem Pigment. Dadurch wird entschieden, ob ein Tier schwarz, rot oder schildpatt ist.
E: volle Ausdehnung von Farben der schwarzen Farbreihe.
ep: zeigt beide Farbreihen auf einem Tier
Beispiele:
ee: zeigt nur Farben der Rotreihe, im reinerbigen Zustand wird die Ausdehnung von Farben der Schwarzreihe verhindert. Aus diesem Grund gibt es bei Farben der Rotreihe im Phänotyp auch keine Agouti-Zeichnungen, diese sind dann nur als Trägereigenschaft im Genotyp vorhanden
P = Pale
Allele in Dominanzreihenfolge: P -pr -p
Dieser Faktor bewirkt eine starke Aufhellung der Farben aus der Schwarz- und Schokoreihe, sowie auf die Augenfarbe. Auf die Farben der Rotreihe hat er hingegen kaum Auswirkungen.
P: keine Veränderung der Farbe, sowie dunkle Augen
pr: (Rubinaugenfaktor), hellt bei Reinerbigkeit die Farben auf, leichte Aufhellung der Augen (red eyes)
p: (Pink Eye Faktor), hellt die Farben der Schwarz- und Schokoreihe stark auf.
Die Tiere die prpr, prp oder pp sind, gehören den Sonderfarben an. Bei diesen Farben gibt es viele sogenannte "Schweber". Das sind Tiere, die im Phänotyp nicht eindeutig zuzuordnen sind. Aber genetisch gesehen gibt es keine Schweber.
Für die Zucht ist das durchaus von Bedeutung. Man sollte nach Möglichkeit nur farbrein verpaaren, um korrekte Farben zu erhalten. Wenn man beispielsweise ein Tier hat, das Slate Blue ist, aber Schoko trägt, neigt dieses Slate Blue dazu, einen Braunstich zu haben. So kann man im Phänotyp nicht klar erkennen, ob es ein zu helles Slate Blue oder eventuell doch ein zu dunkles Lilac ist.
Rn = Roan = Schimmel
Synonyme: Lethalfaktor, Todesgen, Schimmelfaktor, Dalmatinerfaktor
Allele in Dominanzreihenfolge: Rn - rn
Rn ist wohl der heikelste aller Faktoren der Farbgenetik, wie man bereits an den Beinamen Lethalfaktor und Todesgen erahnen kann, da bei Verdopplung des Faktors Rn sogenannte Lethal White Babys entstehen. Nähere Infos dazu gibt es auf meiner Seite: Schimmel und Dalmatiner Info
Wer die Farbschläge Schimmel und Dalmatiner züchten möchte, sollte auf jeden Fall gute Genetikkenntnisse haben und besonders verantwortungsbewusst mit der Abgabe dieser Tiere umgehen.
Rnrn:Schimmel oder Dalmatiner
RnRn = Lethal Whites Diese entstehen durch die Verdopplung von Rn ! Deshalb dürfen Schimmel X Schimmel, Dalmatiner x Dalmatiner, Schimmel x Dalmatiner niemals verpaart werden. Zur Zucht dürfen ausschließlich einfarbige, vollfarbige Tiere ohne Weißscheckung als Partner eingesetzt werden!
rnrn: kein Schimmel
SS: keine Weißscheckung
Ss: keine Weißscheckung oder nur sehr geringe Weißscheckung
ss: Weißscheckung