Die Geschichte der Zaubertränke
Der Zaubertrank, ein bemerkenswertes Gebräu aus bemerkenswerten Inhaltsstoffen, war schon immer ein wesentlicher Bestanteil des Arsenals eines Zauberers. Die Hexen der klassischen Mythologie brauten Tränk, um ewig Jugend zu verleihen, Menschen in Tiere zu verwandeln und sich unsichtbar zu machen.
Die Legenden und Märchen des Mittelalters erzählen von Schlaf- und Liebestränken und von Elixieren, die vergesslich, eifersüchtig und streitlustig machen. Legenden über die magischen Kräfte von Zaubertränken entstanden auf Grund der tatsächlichen Wirkungen, die viele Substanzen auf Körper und Geist haben können. Mixturen, die einen Menschen in Schlaf fallen lassen, Halluzinationen oder Lähmungen hervorrufen, das herz schneller oder langsamer schlagen lassen und werden fleißig zum Schaden und nutzen eingesetzt. Man kann sich leicht vorstellen das die Körpergestalt eines Menschen durch einen Zaubertrank sich verändern oder seine Gefühle von Hass zu Liebe gewandelt werden können, wenn der
Trank die richtige Zusammensetzung hat.
Auffallend sind die widerlichen Inhaltsstoffe vieler Zaubertränke, zu denen auch die gehören, die im Rezeptbuch von Hogwarts zu finden sind. Diese altehrwürdige Tradition lässt sich bis ins alte Griechenland und bis nach Rom zurückverfolgen, wo echte Zaubertränke – als Medizin oder wegen ihrer vermuteten magischen Kräfte verwendet Fledermausblut, zerstoßene Käfer, Kröten, Federn, pulverisierte Eidechsen, Vogel- und Tierklauen, Schlangenskelette und Tiereingeweide sowie viele Arten frischer und getrockneter Kräuter enthielten. Aber auch, dank der Hexe aus Shakespeares Macbeth sind Molchaugen, Unkenzehen , Hundezungen und Krähenhirne sehr beliebt.
Warum Käfer oder Kröten? Es scheint für unsere moderne Denkweise keine Erklärung dafür zu geben, warum solche Zutaten den Weg in die Zaubertränke gefunden haben. Allerdings ist klar, das allgemeines Verwendungen bestimmter Tierteile den alten Glauben wiederspiegelten, der Menschen könne die gewünschte Eigenschaft eines Tieres selbst annehmen, indem er es isst. Da man zum Beispiel glaubte, Fledermäuse können im Dunkeln gut sehen, braute man sich Zaubertränke aus Fledermäusen oder Fledermausaugen (oder man rieb sich Fledermausblut in die Augen) in der Hoffnung, dass sich die Sehkraft verbessern würde. Ähnlich dachte man Hasenbeine verliehen Schnelligkeit und das Fleisch oder der Panzer von Schildkröten (die sehr alte werden) verlängerten die Lebensdauer.
Dass Kröten häufig in Zaubertränken Verwendung finden, könnte daher kommen, das Kröten ein ekliges Sekret absondern, wenn sie Angst haben – zum Beispiel auf den Weg in den Kessel. Diese giftige Substanz, auch "Krötenmilch" genannt, kann Halluzinationen und ähnlich wie das Medikament Digitalis – die Kontraktionen der Herzmuskeln verstärken, die Herzfrequenz dabei jedoch verringern. Einfluss auf das herz zu nehmen, wenn auch in ganz anderer Art, ist das Ziel von Liebestränken, die übrigens in Hogwarts verboten sind. Sie wurden bereits in der antike verwendet und waren damals so verbreitet wie heute Kaugummi. Hergestellt und verkauft von ortsansässigen Hexen und Wahrsagern, sorgte der Liebestrank angeblich dafür, dass, wer immer ihn trank, sich augenblicklich in den- oder diejenige verliebt, der oder die ihn verabreichte. Er wurde vor allem, aber nicht ausschließlich von Frauen eingesetzt (Männer zogen Zaubersprüche vor) und in das Lieblingsgetränk des Opfers geschüttelt. Für gewöhnlich waren auch hier die Zutaten bizarr. Ein Rezept erforderte die pulverisierten Knochen der linken Seite einer Kröte, die von Ameisen gefressen worden war. Im alten Rom wurden so viele Menschen von Liebestränken krank, dass ihr Verkauf schon früh verboten wurde, Dies schreckte die Menschen offenbar nicht von ihrem Gebrauch ab, der noch über Jahrhunderte andauerte.
Bis zum Mittelalter waren die Zaubertränke schmackhafter geworden, und die meisten Zutaten waren pflanzlicher und nicht mehr tierischer Herkunft. Üblich
waren Orangen, Alraunen, Eisenkraut und Farnsamen, gemischt in Wasser, Wein oder Tee.
Beim Kampf um die herzen kamen die Liebestränke im 17. und 18.Jahrhundert aus der Mode und wurden von Zaubersprüchen und Beschwörungen abgelöst, Heute funktionieren die bevorzugten Liebestränke anders und heißen Parfüm, zumindest in der Welt der Muggel...
Quelle:
Das Zauberer Handbuch
von Allan Zola Kronzek
Elizabeth Kronzek
Goldmann Verlag